Lebe Deinen Traum

Lebe Deinen Traum

Die Überschrift ist herausfordernd. Wer hat heute noch Träume? Können wir uns Träume überhaupt noch leis­ten? In meinem Herzen brennt ein Traum. Ich träume von einer Erneue­rung unseres Landes, von einer neuen Dynamik, Kreativität und Lebens­qualität in unserer Gesellschaft. Ich träume davon, dass das persönliche Le­ben einzelner Menschen, allen voran Führungspersonen in Wirtschaft und Politik, positiv verändert wird. Dafür schlägt mein Herz und dafür investiere ich mein Leben.

Bild der Zukunft

Beginnen wir mit der Definition. Was bedeutet Traum? Traum bedeutet so viel wie Vision. Das Wort Vision kommt vom lateinischen visio und bedeutet sehen. Es geht darum, mit dem inneren Auge etwas Zukünftiges zu sehen, das momentan noch nicht realisiert ist. Mit anderen Worten, ein Traum ist ein Bild von der Zukunft, das begeistert. Auf das persönliche Le­ben bezogen bedeutet dies, ein begeis­terndes Bild von der eigenen Zukunft zu malen. Dieses Bild hat mit dem in uns liegenden Potenzial zu tun.

Leben oder gelebt werden

Jeder Mensch steht in einem Span­nungsfeld zwischen Potenzial und Po­sition. Das Wort Potenzial kommt vom lateinischen potentialis und heißt so viel wie noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten. Das Potenzial eines Menschen umfasst seine Stärken und Talente, die persönlichen Träume und Zukunftsvorstellungen. Jeder Einzelne hat wertvolles Potenzial. Gleichzeitig hat jeder Mensch auch eine bestimmte Position.

Die Position beschreibt das tatsächliche Leben, die momentanen Umstände, Herausforderungen und Sachzwänge. Der Grad der persön­lichen Wirksamkeit und Erfüllung hängt nun unter anderem davon ab, Potenzial und Position möglichst in Übereinstimmung zu bringen. An­hand der folgenden Matrix lässt sich dieses Prinzip einfach darstellen.

Wer sich seines Potenzials bewusst ist, dieses aber nicht umsetzt, träumt sein Leben. Wer eine starke Position inne­hat, viel beschäftigt ist, ständig am Li­mit fährt, dabei aber versäumt, sein Po­tenzial einzusetzen, der wird gelebt. Je mehr Potenzial und Position in Über­einstimmung kommen, desto mehr lebt man seinen Traum und kommt in die Dimension des Lebens, für die man geboren wurde.

Egal in welchem Feld dieser Matrix wir uns aktuell befinden, können wir Schritte in das Feld Leben gehen. Wie? Indem wir Entscheidungen treffen! Wie unser heutiges Leben zu einem großen Teil Resultat vergangener Ent­scheidungen ist, wird unsere Zukunft von den Entscheidungen geprägt, die wir heute treffen. Hilfreich ist es, sich einige Fragen zu stellen. Lebe ich oder werde ich gelebt?

Vom Ende her denken

Friedhöfe sind die reichsten Plätze unseres Landes. So viele unerfüllte Träume, Sehnsüchte und Pläne liegen dort begraben. Zu viele Menschen, die gelebt wurden, statt selbst zu leben. Spätestens am Ende unseres Lebens stellt sich die Frage, ob das persönliche Leben gelungen ist. Um diese Frage einmal zufriedenstellend beantworten zu können, ist es wichtig, schon jetzt vom Ende her zu denken. Mose, eine der größten Führungspersönlichkeiten der Geschichte (Altes Testament der Bibel), liefert dazu ein bemerkenswer­tes Statement. In einem der Psalmen bittet er Gott: »Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.«1 Das Bewusstsein der Endlichkeit des eigenen Lebens hat mit Weisheit zu tun. Weisheit bedeu­tet Lebenskompetenz und ist in erster Linie die Fähigkeit, die richtigen Ent­scheidungen zu treffen und Prioritäten gut zu setzen.

Vom Ende her denken hilft für die Konzentration auf das Wesentliche. Wie ein Bildhauer immer wieder den Schritt zurück braucht, um das große Ganze seines Werkes in Augenschein zu nehmen, brauchen auch wir immer wieder den Schritt zurück aus unseren operativen Herausforderungen, um das große Ganze unseres Lebens zu se­hen. Was ist mir wichtig und was soll am Ende meines Lebens erreicht sein? Bewege ich mich auf dieses Ziel zu? In welchem Quadranten der Matrix befinde ich mich und welche Schritte kann ich gehen, um meine Träume und Bedürfnisse besser zu berücksich­tigen? Wirklich wichtig im Leben ist im Endeffekt nur das, was vom Ende her betrachtet noch ebenso gilt.

Die Tsunami-Erkenntnis

Überlebende der Tsunami-Katastrophe 2004 berichten von drei Gedanken, die ihnen im Augenblick des ver­meintlichen Todes plötzlich bewusst wurden. Erstens die Bedeutung ihrer wichtigsten Beziehungsfelder, ver­bunden mit der Erkenntnis, sie hätten mehr in andere Menschen investieren sollen. Zweitens die Frage nach dem Sinn des Lebens, verbunden mit der Feststellung, dass das bisherige Leben doch nicht alles gewesen sein kann. Drittens das Thema Prioritäten. Viele erkannten, dass ihre Prioritäten bisher

falsch geordnet waren, und setzten sich neue Lebensziele. Die dramati­sche Erfahrung dieser Katastrophe führte dazu, zu reflektieren und sich grundsätzlich neu auszurichten. Die Erkenntnisse der Tsunami-Opfer de­cken sich mit letzten Worten vieler am 11. September 2001 im World Trade Center eingeschlossener Menschen. Die häufigste SMS aus den einstür­zenden Türmen war die Nachricht I love you. Im Angesicht des Todes, als es zum Handeln zu spät war, wurde den Menschen bewusst, was wirklich wichtig war im Leben. Die gute Nach­richt für uns ist: es ist noch nicht zu spät! Noch haben wir die Möglichkeit, die Weichen unseres Lebens neu zu stellen. Nicht, wie wir beginnen, ist entscheidend, sondern was wir mit dem Rest unseres Lebens anfangen und wie wir enden. Was wäre, wenn mein Leben heute endet?

Das Wichtigste: Beziehungen!

Der Schweizer Ökonom und Glücks­forscher Bruno Frey spricht in einem Interview mit der FAZ über das Wesen des Glücks.2 Er sagt, dass gute freund­schaftliche Beziehungen besser sind als ein schnelles Auto und dass Geld alleine niemals glücklich macht. Auf die Frage, was mehr Glück bringt als Geld, antwortet Frey: »Das relationale Glück. Das ist die Zufriedenheit, die wir aus Familie, Freundschaft und dem Umgang mit guten Bekannten ziehen.«

Menschliches Leben basiert auf und dreht sich um Beziehungen. Das heißt, dass die Qualität des persönlichen Lebens vor allem von der Qualität der wichtigsten persönlichen Beziehungs­felder abhängt. Wenn unsere wichtigs­ten Beziehungsfelder – Partnerschaft, Familie, Freunde und berufliches Um­feld – intakt sind, wirkt sich dies posi­tiv auf die eigene Persönlichkeit aus. Das Gleiche gilt umgekehrt. Deshalb wohnt in uns die Sehnsucht, in gesun­den und von Wohlwollen geprägten Beziehungen zu leben. Ein wichtiger Schritt zu mehr Lebensqualität ist da­rum, sich in seine wichtigsten Bezie­hungsfelder zu investieren. Wie sind diese zu definieren? Anhand einer ein­fachen Frage. Wer ist noch da, wenn ich nichts mehr leisten kann?

Antwort auf die Herzens-Fragen

Die Qualität unserer Beziehungen be­stimmt die Qualität unseres Lebens. Das gilt für die zwischenmenschliche Ebene, vor allem aber für die Bezie­hung zum Schöpfer. Im Herzen eines jeden Menschen brennen, bewusst oder unbewusst, drei elementare Fra­gen, die ein Leben lang danach verlan­gen, beantwortet zu werden. Erstens die Frage nach der Identität, das heißt einer Klärung der Fragen: Wer bin ich? Woher komme ich? und Wohin gehe ich? Zweitens die Frage nach dem Selbstwert. Woher beziehe ich meinen Wert? Aus meiner Leistung? Was ma­che ich, wenn ich eines Tages nichts mehr leisten kann? Drittens die Frage nach der Sicherheit. Was gibt mir Si­cherheit, auch und vor allem wenn die Pseudo-Sicherheiten dieser Welt ins Wanken kommen?

Diese Fragen sind offen, weil der ursprüngliche Zustand verändert wurde. Der Mensch wurde für eine persönliche Beziehung zum Schöpfer geschaffen, in der diese Fragen beant­wortet waren. Weil diese Beziehung vom Menschen selbst unterbrochen wurde, kam Jesus Christus in die Welt, investierte sein Leben, um die Bezie­hung zu Gott wieder zu ermöglichen, und schaffte so eine Lösung. Durch Ihre persönliche Entscheidung, Ihr Leben Jesus anzuvertrauen, treten Sie in diese Beziehung zum Schöpfer ein. Erst dann werden die Fragen des Herzens nachhaltig beantwortet, das Fundament für inneren Frieden und Erfüllung gelegt. Lassen Sie sich über­raschen.

Gott hat einen Traum

Gott träumt einen Traum mit uns. Er möchte, dass wir nicht nur erfolgreich sind, sondern Erfüllung erleben. Er­füllung geschieht, indem die Fragen unseres Herzens beantwortet werden und wir in den originalen Zustand des Lebens zurückkommen. Jesus Christus sagt, dass er gekommen ist, um uns das Leben in ganzer Fülle zu schenken.3 Er möchte uns aus dem Status quo heraus in eine bessere und erfüllende Zukunft hinein führen.

Aufbruch in die freie Wildbahn

Denken Sie einmal zurück, als Sie das letzte Mal im Zoo waren und vor dem Löwengehege standen. Vielen von uns geht es wie dem Löwen im Zoo, der in seiner engen Box sein Dasein fristet, im Korsett der Umstände und immer gleichen Abläufe gefangen. Früher war dieser Löwe ganz wild, heute ist er zahm und angepasst. Der originale Zustand seines Lebens war nicht, im Zoo zu sitzen, sondern in Freiheit zu leben und König der Tiere zu sein. Irgendwann im Laufe seines Lebens aber wurde er in diesen Käfig gesteckt. Viel seiner ursprünglichen Dynamik, Abenteuerlust und Lebensfreude ging verloren. Abends aber, wenn der Zoo geschlossen ist und es ruhig wird um den Löwen, ist in seinem Brüllen seine Sehnsucht nach Savanne zu hören. Irgendwo in seinem Herzen steckt da noch das Gen der Freiheit, der Traum vom Abenteuer, die Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Er spürt, dass er an einen anderen Ort gehört. Regelmäßig kommt der Wärter und schiebt ihm ein Stück Fleisch durch die Gitterstäbe. Das macht ihn für kurze Zeit ruhig. Die Sehnsucht sei­nes Herzens aber bleibt ungestillt und lässt sich nicht befriedigen.

Wie der Löwe sind auch wir nicht für die Box, sondern für die freie Wild­bahn gemacht! Wie wäre es, auszubre­chen und den Wind der Freiheit wie­der zu genießen? Das Leben noch ein­mal zu beginnen und unserem Herzen eine zweite Chance zu geben? Klingt das zu verrückt? George Bernard Shaw sagt: »Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute. Seht euch an, wohin uns die normalen gebracht haben!«

Die beste Zeit ist heute!

Nichts passiert, bis jemand zu träumen beginnt. Leben wir weiter wie bisher, kommen wir zu mehr oder weniger ähnlichen Ergebnissen wie bisher. Wol­len wir in eine neue Dimension von Le­ben, müssen wir die Weichen neu stel­len. Die beste Zeit dafür ist heute. Kon­rad Adenauer sagte: »Man darf niemals ‘zu spät’ sagen – es ist immer Zeit für ei­nen neuen Anfang!«

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1 Psalm 90, Satz 12
2 Bruno Frey, Ein Ferrari macht nicht lange glücklich…
FAZ online 23.12.2008
3 Johannes, Kapitel 10, Satz 10